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Ivan oder die Leidensgeschichte eines Luchses

Am 15. Oktober 2020 zeigte sich ein Jäger selbst bei der Polizei an. Ein einmaliger Vorgang.

Er gab an, dass er einen Luchs mit einem Wildschwein verwechselt habe. Das Ergebnis der Nachsuche ergab einen toten Luchs (Frankenpost v. 23.10 2020 u. Onetz vom 23.10.2020)!

Seltsam erscheint die Nachsuche, die erst einen toten Luchs und nicht ein totes Wildschwein ergab.

Denn vorstellbar ist  auch, dass der Schütze auf ein Wildschwein geschossen hat, dieses  verfehlte  und bei seiner gewissenhaften Nachsuche einen toten Luchs fand. Ein Luchskörper reicht mit seiner Biomasse nicht aus um ein Geschoss, welches jagdlich auf Wildschweine Anwendung findet, ausreichend zu binden. Geschossfragmente sind unzureichend und selten ballistisch sowie später gerichtsverwertbar zuzuordnen. War es wirklich der Luchs "Ivan", der da gefunden wurde?  Mir fehlt etwas der Glaube an dieser ganzen Geschichte. Spannend! Ich gebe zu, es ist nicht einfach zu verstehen.

Man muss wissen wer da mit großer Wahrscheinlichkeit erschossen worden ist.

Ein Luchs, ein männlicher Luchs, der - man staune- auch für Nachwuchs in der Region gesorgt haben soll. Über den dokumentierten Nachwuchs ist man glücklich, wer wäre es nicht bei soviel Einsatz für die bedrohte Art. 

 

Beschwerden gab es über das Verhalten des Katers Ivan. Hauskatzen soll er getötet haben, auch ein jüngerer Kater der eigenen Art musste unter seiner Dominanz leiden.

Ivan soll aus dem Harz gekommen sein. Ein langer und gefährlicher Weg über viel Asphalt und zersiedelter Kulturlandschaft. Aus einer Population, die auf Gehegenachzuchten unterschiedlichster Ökotypen zurückzuführen ist. 

Ein Unterartencocktail besonderer Art macht sich nicht nur in Bayern breit. 

Nun war Ivan da wie auch vor einiger Zeit der Luchskater Gustav, der auch nicht mehr den Lebenden zuzurechnen ist.

 

Auffällige Ökotypen, groß, hell und kräftig - sieht man von einigen auffälligen anatomischen Merkmalen einmal ab, so waren es imposante Erscheinungen.

Niemand wollte sich so recht mit der Anwesenheit der imposanten Kater, besonders Ivan abfinden.

Verantwortliche wurden informiert, hatten Zugang zu Ausarbeitungen und Stellungnahmen und führten  Gespräche mit Persönlichkeiten, die auf die Faunenverfälschung mahnend hinwiesen.

Auch auf mögliche biologische, genetische und ethologische Konsequenzen wurde aufmerksam gemacht.

Die Warner hatten berechtigte Angst um die Population des Ökotyps Waldluchs, der sich besonders im Fichtelgebirge langsam ausbreiten sollte.

Die Verantwortlichen wollten keine Entscheidung treffen. Eine Naturentnahme des Katers Ivan wäre eine denkbare Lösung gewesen. Auch auf die Möglichkeit des Lebendfallenfangs wurde hingewiesen. Zeichnungen und Informationen wurden zugänglich gemacht. Leider wurde nichts daraus. Wer wollte auch eine Entscheidung verantworten, die in der Öffentlichkeit vielleicht keine Unterstützung erfahren hätte.

 

Heißen sie nicht unwissenschaftlich Ivan, Gustav und Fee oder Hotzenplotz, ähnlich unserer allerliebsten häuslichen Vierbeiner. Oder es endet in einer herzzerreißenden Reportage, vielleicht in einer Teeniezeitschrift.

 

Dem Jäger ist streng genommen nachträglich kein Vorwurf zu machen.

Aus Jagdlicher Verantwortung heraus sollte er sich seine "Lichter" untersuchen lassen.

Ostluchse sind im Oktober hell gefärbt, Wildschweine auffällig dunkel.

Wie war das noch einmal mit dem sicheren Ansprechen vor der Schussabgabe....? Aus ökologischer Sicht hat er der Population nicht geschadet, Verantwortlichen eine Entscheidung vielleicht auch abgenommen. Sie kam, wenn es wirklich "Ivan" war, leider viel zu spät.

 

Auf eine Trophäe muss der Schütze verzichten, oder war an eine solche nie gedacht........!

 

 

Emil

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