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Dänemark lässt alle Nerze töten

 So oder ähnlich lauteten Schlagzeilen in den unterschiedlichsten Medien, wie z. B. NZZ, FAZ, ARD und ZDF. Nur, die 17 Millionen Tiere, die gekeult werden, sind keine Europäischen Nerze (Mustela lutreola Linnaeus,1761) sondern Vertreter der nordamerikanischen Marderart Mink (Neovison vison Schreber, 1777). Der Mink wird in Europa ab etwa 1926 in großem Umfang in sog. Nerzfarmen zur Pelzgewinnung gehalten und gezüchtet. Die übliche Haltung in Drahtkäfigen kann kaum als tierschutzgerecht bezeichnet werden, genauso wenig wie die Art der Fütterung.  

Getötet werden eine erschreckend hohe Anzahl (~ 17 Mio. Tiere) der Zuchtformen (-mutationen) des Nordamerikanischen Minks Neovison vison aus den Pelztierfarmen Dänemarks. Dieser große, an Wasser gebundene Marder, hat wenig mit einem Europäischen Nerz Mustela lutreola gemeinsam. Beide Arten bevorzugen die Nähe zum Wasser, sind aber nicht sehr nahe miteinander verwandt, eine Kreuzung zwischen beiden Arten ist nicht möglich. Aus den Farmen entwichen immer wieder einzelne Tiere oder es wurden durch sog. Tierbefreier in großem Stil Minke freigelassen. Von diesen freigesetzten Tieren gelang es nur wenigen, mit der neuen Umwelt klarzukommen, dies aber sehr erfolgreich.

 

Inzwischen ist der Mink ein höchst erfolgreiches Neozoon mit deutlicher Ausbreitungstendenz. In Europa ist der Mink eine eindeutige Faunenverfälschung, die eine beträchtliche Belastung unterschiedlicher Ökosysteme darstellt. Aufgrund seiner höheren Körpermasse – manche adulte Rüden bringen es auf bis zu 2,5 kg – ist der Mink dem Europäischen Nerz deutlich überlegen, hat ihn, wo noch vorhanden, weitgehend verdrängt. Auch auf die Bestände anderer Wildtiere wirkt der Mink desaströs; als eine Bereicherung der Wildbahn kann man ihn nicht bezeichnen.

Der Europäische Nerz ist nach FFH-Richtlinie und Bundesnaturschutzgesetz seit 1998 eine streng bzw. eine besonders geschützte Kleinmarderart. Die Verfolgung und das Töten des Europäischen Nerzes ist eine Straftat.

Im Gegensatz zum eher opportunistischen Nordamerikanischen Mink stellt der Europäische Nerz sehr hohe Ansprüche an seinen Lebensraum.

Da in Europa quantitativ starke Zuchtbestände des Europäischen Nerzes nicht vorhanden waren, der Bestand an freilebenden Nerzen durch Bekämpfung sowieso schon stark geschrumpft war, bot sich für die Pelztierindustrie der Nordamerikanische Nerz als wohlfeiler Ersatz an. Die Pelzqualität der amerikanischen „Farmnerze“ war ebenbürtig und von Vorteil war, dass beim Mink aufgrund seiner Größe weniger Felle pro Pelzmantel, Pelzjacke oder -stola benötigt wurden. Und die Nordamerikaner lieferten gegen gutes Honorar gerne die benötigten Zuchttiere.

 

Fast alle im Handel erhältlichen und als „Nerzmäntel“ titulierten Pelzprodukte sind auf die Zuchterfolge mit ihren zahlreichen von der Mode diktierten Farbvarianten (Mutationen) des Nordamerikanischen Minks zurückzuführen. Eine kommerzielle Vermarktung für Pelzprodukte des Europäischen Nerzes ist nicht vorstellbar und mit den bestehenden Gesetzen nicht realisierbar. Die Bezeichnung „Nerzmantel“ ist irreführend und falsch! Aber, welche wohlhabende Konsumentin hätte sich in einen Mink-Mantel gehüllt, da klingt zumindest im Deutschen Nerz einfach vertrauter und gediegener!

COVID-19 wurde von Menschen unbeabsichtigt auf „Farmnerze“, also Minks, übertragen. Durch Tierpassage mutierte das Corona-Virus, sodass Menschen von Minks durch das mutierte Virus infiziert wurden. Es liegt somit eine klassische Zoonose vor, also Infektion MenschTier oder TierMensch und ggf. entsprechende Variationen.

 

 

Massentierhaltungen besser Tiermassenhaltungen, wie in der Pelztierzucht und-haltung „beflügeln“ das Entstehen von Zoonosen. Die sog. Spanische Grippe hatte ihren Ursprung in einer Schweinehaltung in den USA, denn bereits zu Beginn des 20ten Jahrhundert war massierte Tierhaltung durchaus (üble) Praxis.

Tiermassenhaltung führt immer zu Problemen: Tierwohl und Tiergesundheit sind latent bedroht, Zoonosen sind fast vorprogrammiert. Wenn die Corona-Zoonose in Dänemark zur endgültigen Einstellung von Pelztiermassenhaltung führen sollte, es wäre ein Segen. Die Haltung von Massen hoch sensibler Tiere nähme ein Ende, wenn auch ein sehr brutales Ende.

 

Luxuspelze sind überflüssig wie ein Kropf. Wärme spendende Fasern gibt es an und für sich in Hülle und Fülle, man muss eben Wolle, Mohair etc.  nutzen und nicht als Abfallprodukte degradieren, wie es insbesondere bei Schafwolle geschieht. Käme Pelzproduktion außer Mode, den Berufsstand der Kürschner träfe es hart. Aber wer hatte Mitleid mit den Wagnern, Stellmachern und vielen anderen, einst hoch geachteten Berufen? Bei gut ausgebildeten Kürschner*innen müssten die Chancen recht gut sein, in verwandten Berufen tätig zu werden.

Das Drama der „Farmnerze“ in Dänemark sollte Anstoß sein, zumindest innerhalb der EU die Pelztierhaltung zu beenden, zu verbieten, letztlich Tiermassenhaltung überhaupt.

 

Diese durchaus tragische Gelegenheit – immerhin 17 Mio. gekeulte Minks – sollten wir zum Wohl von Tieren nutzen!

 

Dies meinen Emil und Kiang

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