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Ergänzend zum Beitrag vom 23. November - Adlergeschichten

Freilandbeobachtung mit Fotodokumentation Adler-Reh

Kommentar zu den Aufnahmen Adler-Reh Fotoreihe/Dokumente 4 Bilder.

Ausgangsdaten: Außentemperatur ca. 18- 22 Grad unter Null.

Ohne Erfolg hat der Adler versucht von der hartgefrorenen Schalenwildkadaver etwas herauszureißen. Ungefähr 30m entfernt standen eine Ricke und ein Bockkitz.

Der Adler wurde von mehreren Beobachtern als weiblicher Altvogel angesprochen.

Die Situation konnte über den gesamten Zeitraum sehr gut beobachtet werden.

Zum Verhalten der Tiere:

Der Adler interessierte sich nicht im geringsten für die beiden Rehe.

Diese wirken aufmerksam, aber in keiner Weise beunruhigt.

Der Adler fliegt talwärts in Richtung der Rehe ab, aber nicht im Jagdmodus, sondern gemächlich,

aber relativ nah an beiden Rehen vorbei.

Es ist vorstellbar, dass die Bewegungen der Ricke

auf freies Feld in Richtung Adler eine "Vorsichtsmaßnahme- Abwehrmodus" gewesen sein könnte.

Dies dokumentiert, dass auch Jungrehe keine leichte Beute für einen Adler sind.

Die Mütter verteidigen ihren Nachwuchs mit großer Entschlossenheit. Rehklauen sind scharfkantig

und hart und können die spröden Knochen eines Vogels mit Leichtigkeit beschädigen.

Was hätte die Ricke sonst für einen Grund, sich auf freier Fläche dem Adler zu nähern, statt in

der Deckung zu bleiben. Auch dass das Jungtier ihr nicht folgt, spricht für diese Annahme.

Durch Studien in der Schweiz und aus Schweden ist es ausreichend belegt, dass Adler aller Altersstufen besonders im Winterhalbjahr bevorzugt von Fallwild (mehrheitlich Schalenwild) profitieren. Besonders trifft dies auf junge Adler und Durchzügler zu, aber auch erfahrene Revieradler nutzen diese energiesparende Nahrungsquelle. Es besteht in Expertenkreisen kein Zweifel darüber, dass Adler in besonderen Situationen auch Rehe erbeuten können. Dies sind aber geschwächte, erschöpfte, wehrlose Exemplare der Rehpopulation, darunter besonders auch Jungtiere, die den Familienverband verloren haben und durch ihre Unerfahrenheit auffällig werden. Adler selektieren durch ihr faszinierendes Sehvermögen und ihre Erfahrung. Alle Wildtiere sind in der Lage Verhalten im Detail zu deuten und artspezifisch darauf zu reagieren.

Dies trägt dazu bei, auch durch Erfahrung, gefährliche Situationen zu vermeiden und spart unnötigen Energieverlust.

 

Die sanitär-hygienische Funktion der Prädatoren wird von der Jagd in den meisten Ländern weder vermittelt, noch auch nur ansatzweise wahrgenommen.

Die Folge sind Milchmädchenrechnungen - wie viel frisst ein Wolf, Steinadler, Fischotter täglich, wie viele leben in meinem Revier.

Jeder tierliche Jäger wird so zwangsläufig zum mehr oder weniger gefürchteten Konkurrenten. Diese Denkweise wird in unzähligen Diskussionen und Arbeitsgruppen erlebt.

Wir Menschen können offenbar nur linear denken. Es ist nur schwer zu ertragen, dass eine kleine,

ignorante Minderheit der Bevölkerung derart nachhaltige Auswirkungen auf unsere Wildtiere, auf unsere Natur ausüben kann.

Ein schwacher Trost, dass alles wird in absehbarer Zeit ein Ende finden - leider nicht durch menschliche Einsicht.

 

 

Team Zootomie und Freunde

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Kommentare: 1
  • #1

    M.Reifinger (Montag, 13 Dezember 2021 18:23)

    Bei dieser Milchmädchenrechnung wird auch ausgeblendet, dass Prädatoren jede Gelegenheit nutzen, konkurrierende Prädatoren zu erbeuten. Sämtliche Prädatoren stehen untereinander in Konkurrenz und tragen durch Prädation innerhalb der Nahrungspyramide zur Regulierung anderer Prädatoren bei. Für so "schädliche" Tiere wie Fuchs, Katze oder Marder ist jeder gewilderte Adler und jeder gewilderte oder legal getötete Luchs oder Wolf ein Gewinn.