· 

Wolf Schwarz und Weiß

Ich will mir nicht anmaßen die Situation des Betroffenen zu beurteilen und vorschnell Werturteile hierzu in den unersättlichen Äther zu werfen. Trotzdem komme ich nicht umhin einige grundsätzliche Überlegungen zu beschreiben, die vielleicht auch dazu betragen die Situation sachlicher zu bewerten.

 

Nach meinem Wissensstand ist eine erwachsene Person von einem hundeartigen Beutegreifer in den Arm gebissen worden. Der Betroffene befand sich in hockender und arbeitender Position und Situation. Wie schwer die Verletzungen sind, lässt sich z.Zt. nicht bewerten und ist mir nicht bekannt. DNA Material soll per Boten zu Senckenberg befördert worden sein. Ob der Betroffene stationär behandelt worden ist, in welchem Umfang eine Wundbehandlung erfolgen musste, wie schwer die Verletzungen überhaupt sind, ist aus der Presse nicht zu entnehmen. Der Ortsansässige Bürgermeister spricht von Wölfen (Plural), die sich vom „Tatort“ entfernt haben sollen.  

 

Mir ist hierzu folgendes aufgefallen:

Wieso konnte der Wolf oder Hund so nahe an die arbeitende Person kommen?

Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Wolf gehandelt haben könnte, liegt sehr nahe.

Junge Beutegreifer üben das Schleichlaufen und aus einem ähnlichen spielerischen Verhaltensablauf könnte sich der Kontakt ereignet haben.

 

Der Tötungsbiss ist auch bei Hundartigen immer auf die Kehle - zumindest auf die Halspartie - gerichtet. Das Festhalten von flüchtenden, großen Beutetieren erfolgt auch häufig an den Läufen derselben bis die anderen jagenden Rudelmitglieder den nötigen Tötungsbiss anbringen können. Die Orientierung des Tötungsbisses ist angeboren wie auch teilerworben. Dieses Verhalten ist bei Junghunden im Lernspiel zu beobachten. Wenn der Sozialverband Wolfsrudel schon so nahe an ein Beutetier kommen konnte, dass ein Rudelmitglied einen Festhaltebiss anbringen kann, so stellt sich die Frage, warum haben die anderen anwesenden Rudelmitglieder nicht arttypisch – wölfisch eingegriffen und das „Beutetier“ versucht zu packen?

 

Der Betroffene war in der Situation sich mit einem Werkzeug zu befreien. Vielleicht war er auch aufgestanden und hat die Angreifer durch sein verändertes und größer gewordenes Erscheinungsbild erschreckt. Es kam zu keinem rudelähnlichen, wölfischen Jagdverhalten und Jagdablauf gegenüber dem Betroffenen.

 

Jungwölfe zeigen dieses spielerische Verhalten häufig, auch Junghunde wie auch andere im Sozialverband lebende Beutegreifer. Das spielerische Zubeißen gerichtet auf den Arm des Betroffenen war sicherlich für ihn mit einem großen Schock verbunden. Der Schreckmoment spielte auch eine entscheidende Rolle.

 

Ich wage zu bezweifeln, dass es hier zu einer Bedrohung gegenüber einem Menschen gekommen ist. Ich vermute, dass es sich um das spielerische Verhalten von einem oder mehreren Jungwölfen gehandelt haben könnte. Der Zubiss mit Intension ein Beutetier festzuhalten oder auch dadurch zu verletzten wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anders abgelaufen und auch beweisbar. Das kräftige Scherengebiss in Verbindung mit der Beißkraft eines erwachsenen Wolfes hätte u. U. eine erhebliche Verletzung bei dem Betroffenen zur Folge gehabt.

In der Verhaltensbiologie sind ähnliche Beobachtungen bekannt. Auch als Kommentkampf zwischen Artgenossen bezeichnet werden bei dem die Verletzungsgefahr des Kontrahenten relativ gering ist.

Der Kommentkampf findet immer gegenüber Sozialpartnern, nie gegen Fressfeinde Anwendung.

Vielmehr zeigt uns das Verhalten der Tiere eine ganz andere traurige Situation. Der Verbrauch von täglich ca. 70 ha Natur, oder das was wir als Natur bezeichnen, grenzt den Raum aller noch bei uns vorkommenden Arten existenzbedrohend ein. Unser Flächenverbrauch ist ein erschreckendes Beispiel für viele aussichtslose Verhaltensweisen von freien Tieren.

 

Eine einmalige Chance aus dieser Situation zu lernen:

Wir sind und wir werden nicht die „ Beutetiere „ der Wölfe!

Sie sind überdurchschnittlich intelligent, auffallend neugierig und besonders lernfähig aber sie können nicht zwischen „ Gut „ und „ Böse „ unterscheiden.

Sie sind es die gelernt haben mit uns zu leben.

 

Emil Dez. 2018

Popanz Canis lupus horribilis Wettringen, 2016, der Monsterwolf

 

Man kann sich die enttäuschten Mienen bestimmter Redakteure bestimmter Medien geradezu vorstellen: Da nähert sich ein Canide, vermutlich ein juveniler Wolf, neugierig einem am Friedhofszaun in gebückter Haltung werkelndem Arbeiter und zwickt ihn, Substanz prüfend, in den Unterarm statt – wie es sich nach Meinung bestimmter Redakteure gehört – mit seinem Brechscheren-Gebiss voll zuzuschlagen. Feiges Wölfchen, das Tier hat die sensationslüsterne Titelseite völlig vermasselt:

 

Blutender, zerfetzter Unterarm in rotstichigem Foto, darunter der Text „Wie ich der Bestie mit dem Hammer das Hirn zermalmte!“ Daneben, auch rotstichig, Foto des zertrümmerten Wolfsschädels mit der Bildunterschrift: Der greift nie mehr Menschen an!

 

Stattdessen ein verdutzter Arbeiter, der mit einem Hammer dem Wolf auf die Pfote(n) klopft, statt den Hammer tödlich zu schwingen wie der einstige Hausmeier. Schlecht gelaufen für die Medien.

 

Indes, was noch nicht ist, kann noch werden: Eine Solidargemeinschaft aus Wolfshassern, Jägern, Viehaltern, „Wissenschaftlern“, Medienvertretern und freiwillig ignoranten Bundesbürgern bemühen sich seit einigen Jahren, inzwischen gar Jahrzehnten, durchaus mit einigem Erfolg, den Wolf, Canis lupus Linnaeus, 1758, zu einem POPANZ aufzubauen, unterstützt durch fragwürdige luftverschmutzende Wolfs-Mahnfeuer; Ku-Klux-Klan lässt grüßen.

 

Gegen die Gefahr, die vom Wolf ausgehen soll, sind die Schrecken der Kriege der vergangenen 500 Jahre, die Verkehrsopfer (Straße, Wasser, Luft), Pest, Cholera, Ebola, Hunger- und Wetterkatastrophen fast ein Nichts. Nein, die Menschheit kennt nur einen, einen unbarmherzigen Feind, der Waldkindergärten belagert und ganze Landstriche in östlichen Bundesländern entvölkert, sodass nur noch Pegiden und AfD-Anhänger zum Schutz der Heimat übrigbleiben.

 

Frage: Wie konnte Carl von Linné nur auf die Idee kommen, die Art Mensch als Homo sapiens, als den weisen, den einsichtigen Menschen zu klassifizieren? Mögliche Antwort: Linné (1707-1778) lebte in realer Welt, nicht im virtuellen Fake-Universum des 21. Jahrhunderts.

 

 

 

Kiang, Dez. 2018