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Fachkommentar zum Artikel „Beim Schwammerlsuchen im Lamer Winkel überrascht: Luchs verletzt Hund schwer.“

Aufmerksam und durchaus gespannt lasen wir die Überschrift zu dem Beitrag über einen Luchsangriff auf einen Hund in Bayern. Nach mehrmaligen Lesen des in der Zeitung veröffentlichen Textes und Inspektion des Fotos vom verletzten Hund, kommen wir nicht umhin, den wahrscheinlichen Ablauf des Geschehens fachlich zu kommentieren:
Der ‚Magyar Vizsla‘ ist ein aus Ungarn stammender kurzhaariger Vorstehhund mit einer Widerristhöhe von 57-64 cm sowie einer Körpermasse von 22-30 kg. Dieser elegante Vorstehhund ist auch gut geeignet als Nachsuchenhund auf der Fährte von Schalenwild bzw. der Spur von kleinerem Haarwild (z. B. Hase, Fuchs).
Bezüglich der Körpermasse sind die in Bayern angesiedelten Karpathen-Luchse dem Magyar Vizsla unterlegen, 22 oder gar 26 kg werden nur selten erreicht!

Bei der Schwammerlnsuche am 21. September durfte der Hund frei herumlaufen, konnte allen verlockenden Düften folgen, während sein Besitzer sich hoch konzentriert der Pilzsuche widmete, das freie Suchen seines Hundes ignorierend, denn der Pilzsuchen-Rausch lässt den Sucher manches vergessen, selbst einen freilaufenden Jagdhund.
Erst ein halbminütiges Schmerz-Jaulen seines Hundes riss den Schwammerlsucher aus dem Pilz-Nirwana zurück in die raue Wirklichkeit des ostbayerischen Waldes. Die Schmerzensschreie des Hundes hätten zu intensivster Suche nach dem Hund führen müssen. Anscheinend nicht allzu intensiv, denn die Suche wurde ergebnislos abgebrochen, trotz noch relativ langem Tageslicht  zu Herbstbeginn.

Erst am 22. September wurde die Suche wieder aufgenommen mit recht makabrem Erfolg: Man fand wie – auch immer- einen arg lädierten Magyar Vizsla, der dringend einer tierärztlicher Behandlung zugeführt werden musste!

Rekonstruktion des wahrscheinlichen Geschehens: Der freilaufende Hund witterte einen Rehkadaver, ihn zu finden war ein Kinderspiel, kann doch ein normal veranlagter Hund ein einziges Buttersäure-Molekül in der Außenluft lokalisieren.
Pech für den Hund: Ganz in der Nähe des Rehkadavers, dem Riss eines Luchses, observiert dieser die Beute, um mögliche Fressfeinde ggf. fernhalten zu können.

Der sich dem Kadaver ziemlich unbedarft nähernde Jagdhund – wohlgemerkt, kein Wildtier, sondern ein über -zig Generationen domestizierter Canide, dürfte peinlich überrascht gewesen sein, dass ein freilebender Felide, ihm das Reh nicht „gönnen“ wollte, ihm als Nahrungskonkurrenten entgegentrat. Mit gezielten Prankenschlägen bei ausgefahrenen Krallen verletzte der Luchs das Integument des Jagdhundes erheblich. Dank tierärztlicher Hilfe konnten die Zusammenhangstrennungen „repariert“ werden. Eins ist gewiss: Dieser Magyar Vizsla wird zukünftig Luchs-Rende-Vous meiden. Dem Luchs ging es nur um die Verteidigung seiner „ehrlich“ erworbenen Beute. Hätte er den Eindringling töten wollen, am zweiten Nachsuchentag hätte ein Magyar Vizsla auf der Strecke gelegen!

Fazit: Pilzsuche und freilaufender Hund in potenziellem Luchsrevier - eine gefährliche Konstelation, für die einzig der Hundebesitzer verantwortlich ist.

Gefordert ist hier die Jägerschaft, die mit freundlichen und informativen Hinweisen die Hundehalter aufklären müssen.

 

Hier sollte auch eine Anleinpflicht für Hunde im Wald durch die Jägerschaft an die zuständige Behörde herangetragen und durchgesetzt werden.

Bild Magyar Vizsla Pixabay

Emil und Kiang

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